Preisträger 2023

Wohn- und Geschäftshaus Buggi 52 in Freiburg im Breisgau (Neubau)

Im Freiburger Stadtteil Weingarten ist es gelungen, eine städtebaulich sensible Situation zu verbessern, indem stark verdichtet kostengünstiger Wohnraum, ein Kindergarten und im Sockelgeschoss ein Supermarkt geschaffen wurden. Die eigentliche Innovation bilden die komplett in Holzbauweise errichteten Obergeschosse eins bis sieben, inklusive der Treppenhäuser und des Aufzugschachts. Für die Gebäudeklasse 5 ist das bisher einmalig. Hier entstanden überwiegend barrierefreie und sozialhilfefähige Wohnungen unterschiedlicher Größe. 

Neben den vielen neuartigen Details dieses Gebäudes – insbesondere für den Brandschutz – ist der Einsatz der wirtschaftlichen Holztafelbauweise bemerkenswert, durch die sich eine Materialeinsparung von 44 Prozent gegenüber der Holzmassivbauweise erzielen ließ, die lediglich für die Erschließungskerne zum Einsatz kam. Einmalig ist auch der Einsatz einer brennbaren, aber schwerentflammbaren Weichfaserplattendämmung bei den Außenwänden. Schon selbstverständlich war die kurze Bauzeit dank des hohen Vorfertigungsgrads auf einem relativ engen Bauplatz. ‚Buggi‘ ist deutschlandweit der erste FSC-zertifizierte Holzbau, da das verbaute Holz aus heimischer und nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. 

Rathaus in Hainburg (Neubau)

Im Stil der klassischen Moderne erhielt die hessische Stadt Hainburg ein neues Rathausgebäude, dass in der Formensprache eher an einen repräsentativen Pavillon erinnert, als an eine klassische Verwaltung. Eine großzügig über die Gebäudeecke geführte Rücknahme des Erdgeschosses leitet die Besucher klar, barrierefrei und wettergeschützt in das Rathaus. Dahinter schließt ein gebäudehoher offener Lichthof an, der den Bau nicht nur im Kern mit Frischluft und Tageslicht versorgt, sondern auch ein attraktives Atrium bildet. Der Außenraum vor den Versammlungsräumen wird so gleichzeitig auch zum Innenraum. 

Durch einen weiteren Innenhof scheint das Gebäude allseits von natürlichem Licht durchflutet zu sein. Alle am Bau Beteiligten schufen hier einen Baukörper von großer Leichtigkeit mit herausragender Aufenthaltsqualität. In diesem Sinne ist der Holzbau nicht nur Bestandteil der Konstruktion, sondern auch gestaltendes Element im Innenraum. Die vertikal strukturierte Fassade erhielt eine Verkleidung aus bronzierten Blechen. Das darauf fallende Tageslicht macht das neue Rathaus endgültig zu einem Holzbau-Schmuckstück von hoher architektonischer Qualität und Preiswürdigkeit. 

Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München (Bauen im Bestand)

Ein Bürogebäude der 1970er Jahre, inmitten moderner Hochglanzarchitektur der 'Parkstadt Schwabing', wird für den Deutschen Alpenverein zu einem neuen, wegweisenden Standort. Planer und Auftraggeber setzten statt Abriss auf die Nutzung der grauen Energie des alten Betonbaukörpers. Dieser wurde entkernt und um zwei zusätzliche Geschosse, einen Konferenzsaal im Erdgeschoss und ein über alle Geschosse offenes Atrium mit Treppenhaus ergänzt. 

Schon allein die Aufstockung des Gebäudes war nur möglich durch das relativ geringe Gewicht der Holzbauweise. Eine Pfosten-Riegel-Fassade bildet die komplett neue Gebäudehülle. Sie übernimmt nun die Verschattung und vor allem die Lüftung des Gebäudes, und das ohne jeglichen Einsatz von mechanischen Elementen. Zusätzlich ermöglicht ein außen vorgestelltes Holzgerüst die Begrünung des Gebäudes. 

Den Planern ist es gelungen, ein hochmodernes Bürogebäude mit einer intelligenten, nachhaltigen Low-Tech-Lösung für die Lüftung zu schaffen. Gebäude dieser Art aus den 1960er bis 1980er Jahren sind in unseren Städten zahlreich anzutreffen und verlangen dringend nach energetischer und funktioneller Ertüchtigung. Die Jury sieht in dem Projekt ein sehr gelungenes Beispiel mit hohem Potenzial für den Einsatz des Holzbaus. 

Die Jury des Deutschen Holzbaupreises 2023

  • Zimmermeister Peter Aicher – Holzbau Deutschland, Berlin
  • Univ.-Prof. Dr.-Ing. Philipp Dietsch – Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine Holzbau und Baukonstruktion
  • Dipl.-Ing. Arch. Sabine Djahanschah – Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück
  • Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner – Ressourceneffizientes Bauen, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
  • Elke Hein – Deutsche Messe AG, Hannover
  • Referatsleiter André Hempel – Referat BI4 Kreislauf- und klimagerechtes Bauen, Technik im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen BMWSB
  • Dipl.-Ing. Yvonne Kavermann, Heinze GmbH, NL Berlin – BauNetz
  • Prof. Dennis Müller – von M GmbH, Stuttgart
  • Dipl.-Ing. Benedikt Reger – Deutscher Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V., Berlin
  • Dipl.-Ing. Arch. Christoph Schild – BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. Berlin
  • Tillmann Schütt – Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal
  • Dipl.-Ing. Arnim Seidel – Informationsdienst Holz, Düsseldorf
  • Dipl.-Betriebswirt (FH) Philipp Zumsteg – Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V. , Berlin
  • Dipl.-Ing. Architekt Joachim Seinecke – Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V., Ostfildern
  • Prof. Dr.-Ing. Bohumil Kasal – Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI)
  • Michael Berger – Holzbau Deutschland Leistungspartner, Berlin

Vorprüfer

  • Dipl.-Ing. (FH) Sonja Fagundes – Hochschule Biberach
  • Dipl.-Ing. (FH) Johannes Sessing – Hochschule Biberach